Hintergrundinformationen

Der Qualitätsmonitor informiert anschaulich und objektiv über Struktur- und Qualitätsunterschiede in der stationären Versorgung. 


Welche Krankenhäuser führen schwierige Operationen durch? 
Sind in allen Kliniken die notwendigen strukturellen Therapievoraussetzungen gegeben?
Inwiefern werden wichtige Qualitätsanforderungen erfüllt? 

 

Die Auswertungen basieren auf Kennzahlen (Qualitätsindikatoren), die eine Unterscheidung zwischen guten und schlechten Behandlungsstrukturen, Prozessen oder Ergebnissen von Krankenhäusern auf Bundes-, Landes- und Klinikebene ermöglichen. Aktuell sind Auswertungen zu drei Krankheitsbildern bzw. Verletzungen möglich: Herzinfarkt, Brustkrebs, Lungenkrebs und hüftgelenknaher Oberschenkelbruch. In den folgenden Abschnitten werden die Qualitätsindikatoren näher erläutert, die für die jeweiligen Krankheitsbilder analysierbar sind. Für jede Qualitätskennzahl können Daten zu behandelnden Kliniken oder zu Behandlungsfällen für bis zu 5 Kalenderjahre ausgewertet und grafisch dargestellt werden. Optional ist es möglich, die Auswertungen auf Kliniken mit einer bestimmten Anzahl von Behandlungsfällen (=Fallzahlgruppen) zu beschränken. 

Als Datengrundlage nutzt die Webseite Selbstangaben der Kliniken in den Strukturierten Qualitätsberichten sowie Zertifizierungsinformationen. Näheres zu den Daten und zur Definition der dargestellten Krankheiten und Qualitätsindikatoren entnehmen Sie bitte dem Methodendokument.

Cover Methodendokument

Behandelnde Kliniken und Behandlungsfälle - der Qualitätsindikator "Struktur"

Die Anzahl der Behandlungsfälle je Klinik ist eine Qualitätskennzahl, die bei vielen Krankheitsbildern Versorgungsrelevanz besitzt. Sie ist eine wichtige Orientierungsgröße, um die Erfahrung des Krankenhauses mit der Behandlung zu bewerten. Insbesondere bei komplexeren Krankheitsbildern hat die Behandlungserfahrung einen Einfluss darauf, wie häufig Komplikationen auftreten und wie routiniert mit Komplikationen umgegangen wird. Außerdem halten Kliniken mit großer Fallzahl häufiger spezialisierte Behandlungsstrukturen vor, da die hohen Personal- und Sachkosten für komplexe Leistungsangebote ein gewisses Fallzahlvolumen voraussetzen. Im Informationsportal des Qualitätsmonitors stellen wir den Qualitätsindikator ‚Struktur‘ zur Verfügung, mit dem sich die Anzahl an Behandlungsfällen je Klinik darstellen lässt. 

Herzinfarkt und der Qualitätsindikator "HKL-Verfügbarkeit"

Der Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis, bei dem durch Verschluss eines Herzkranzgefäßes Herzmuskelgewebe minderdurchblutet wird und abstirbt. Er gehört in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen. Bei einem akuten Herzinfarkt stellt die zeitnahe, mechanische Öffnung verschlossener Gefäße (=perkutane Koronarintervention / PCI) in einem Herzkatheterlabor (HKL) die wichtigste therapeutische Maßnahme dar. Je schneller die Behandlung im HKL erfolgt, desto höher sind die Überlebenschancen der Betroffenen. Ziel einer qualitätsorientierten Gestaltung der Notfallversorgung sollte es daher sein, Herzinfarktbehandlungen in Kliniken ohne HKL auf ein Minimum zu reduzieren. Der Qualitätsindikator ‚HKL-Verfügbarkeit‘ greift dieses wichtige Strukturmerkmal auf. Bei Auswahl des Indikators werden die behandelnden Kliniken in vier Kategorien unterteilt: HKL mit 24/7-Bereitschaft / HKL ohne 24/7-Bereitschaft / ohne HKL-Angabe und =10 PCI / ohne HKL-Angabe und <10 PCI.

Brustkrebs und der Qualitätsindikator "Zertifiziertes Brustkrebszentrum"

Der Brustkrebs ist ein bösartiger Tumor der Brustdrüse, der meist bei Frauen auftritt und hier die häufigste krebsbedingte Todesursache darstellt. Die Behandlung von Brustkrebs erfordert Erfahrung und einen auf die Erkrankung abgestimmten, interdisziplinären Ansatz. Im Interesse der Betroffenen sollten Brustkrebsoperationen möglichst ausschließlich in spezialisierten Kliniken stattfinden. Betroffene und einweisende Ärztinnen / Ärzte können sich bei der Suche nach geeigneten Kliniken an den Zertifikaten der Deutschen Krebsgesellschaft orientieren. Diese Zertifikate werden ausschließlich an Kliniken vergeben, die viel Erfahrung in der Therapie von Krebspatientinnen-/patienten haben und deren Ausstattung und interdisziplinäre Vernetzung bestimmten Mindestanforderungen entspricht. Bei Auswahl des Qualitätsindikators "Zertifiziertes Brustkrebszentrum" werden Zertifizierungsdaten der Deutschen Krebsgesellschaft DKG und der Zertifizierungsstelle der Ärztekammer Westfalen-Lippe ÄKzert genutzt, um Kliniken mit Brustkrebsoperationen in drei Kategorien zu unterteilen: Nicht zertifiziert / DKG-zertifiziert / ÄKzert-zertifiziert.

Brustkrebs und der Qualitätsindikator "Prätherapeutische histologische Diagnosesicherung"

Als weiterer Qualitätsindikator ist beim Krankheitsbild Brustkrebs die "Prätherapeutische histologische Diagnosesicherung" wählbar. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben müssen alle Kliniken dokumentieren, wie häufig abklärungsbedürftige Befunde mittels Gewebeentnahme bereits vor der Operation histologisch untersucht wurden. Bei Auswahl des Qualitätsindikators "Prätherapeutische histologische Diagnosesicherung" werden die Kliniken mit Ersteingriffen bei Brustkrebs in zwei Kategorien unterteilt: Ergebnis außerhalb des Referenzbereiches / Ergebnis im Referenzbereich. Dabei wurde der seit 2019 gültige Referenzbereich des Instituts für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) genutzt. Kliniken liegen im Referenzbereich, sofern eine prätherapeutische histologische Diagnosesicherung bei mindestens 95% aller Ersteingriffe bei Brustkrebs durchgeführt wurde.  

Lungenkrebs und der Qualitätsindikator "Zertifiziertes Lungenkrebszentrum"

Der Lungenkrebs ist ein häufiger, im Lungengewebe entstandener bösartiger Tumor. Er stellt bei Männern die häufigste krebsbedingte Todesursache dar. Die Behandlung von Lungenkrebs erfordert Erfahrung und einen auf die Erkrankung abgestimmten, interdisziplinären Ansatz. Im Interesse der Betroffenen sollten Lungenkrebsoperationen möglichst ausschließlich in spezialisierten Kliniken stattfinden. Betroffene und einweisende Ärztinnen / Ärzte können sich bei der Suche nach geeigneten Kliniken an den Zertifikaten der Deutschen Krebsgesellschaft orientieren. Diese Zertifikate werden ausschließlich an Kliniken vergeben, die viel Erfahrung in der Therapie von Krebspatientinnen-/patienten haben und deren Ausstattung und interdisziplinäre Vernetzung bestimmten Mindestanforderungen entspricht. Bei Auswahl des Qualitätsindikators "Zertifiziertes Lungenkrebszentrum" werden Zertifizierungsdaten der Deutschen Krebsgesellschaft genutzt, um Kliniken mit Lungenkrebsoperationen in zwei Kategorien zu unterteilen: Nicht zertifiziert / DKG-zertifiziert.

Schenkelhalsbruch und der Qualitätsindikator "Präoperative Verweildauer"

Laut Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses sollen Kliniken die Versorgung von hüftgelenknahen Oberschenkelbrüchen bzw. Schenkelhalsbrüchen so planen, dass eine Operation in der Regel innerhalb von 24 Stunden erfolgt. Für die endoprothetische und die osteosynthetische Versorgung des hüftgelenknahen Oberschenkelbruchs ist daher der Qualitätsindikator "Präoperative Verweildauer" wählbar. Bei Auswahl dieses Indikators werden die Kliniken in zwei Kategorien unterteilt: Ergebnis qualitativ auffällig / Ergebnis nicht qualitativ auffällig. Es müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein, damit eine Klinik als qualitativ auffällig eingestuft wird: 1) Mehr als 15% der Behandlungsfälle mussten länger als 48 Stunden auf den endoprothetischen Gelenkersatz warten. 2) In einem Stellungnahmeverfahren zwischen Klinik und Fachexperten wurden Qualitätsdefizite als Ursache für die Überschreitung des unter 1) genannten Qualitätsziels identifiziert. 

Bauchspeicheldrüsen-Operationen und der Qualitätsindikator “Fachärztliche Expertise”

Operationen an der Bauchspeicheldrüse sind häufig im Zusammenhang mit Krebserkrankungen nötig und gehören zu den komplexesten, oftmals planbaren Operationen in der Viszeralchirurgie. Da in wissenschaftlichen Studien wiederholt ein inverser Zusammenhang zwischen der Anzahl an Behandlungsfällen je Klinik und der Sterblichkeit der PatientInnen nach Bauchspeicheldrüsen-Operationen gezeigt wurde, müssen deutsche Kliniken bei diesen Eingriffen eine Mindestmenge erreichen (mindestens 10 Fälle bis 2023, 15 Fälle im Jahr 2024 und 20 Fälle ab 2025). Außerdem sollten die Eingriffe von erfahrenen und spezialisierten ChirurgInnen durchgeführt werden. Den höchsten Spezialisierungsgrad haben ViszeralchirurgInnen mit Zusatzweiterbildung ‘Spezielle Viszeralchirurgie’. Für eine durchgängige fachärztliche Präsenz sind mindestens drei ViszeralchirurgInnen nötig.  

Speiseröhren-Operationen und der Qualitätsindikator “Fachärztliche Expertise”

Operationen an der Speiseröhre sind häufig im Zusammenhang mit Krebserkrankungen nötig und stellen aufgrund ihrer Komplexität hohe Anforderungen an die operierenden ÄrztInnen und das gesamte Behandlungsteam. Da in wissenschaftlichen Studien wiederholt gezeigt wurde, dass die Sterblichkeit nach Speiseröhren-Operationen in Kliniken mit vielen Behandlungsfällen geringer ist als in Kliniken mit wenigen Behandlungsfällen, müssen deutsche Kliniken bei diesen Eingriffen eine Mindestmenge erreichen (mindestens 10 Fälle bis 2022 und 26 Fälle ab 2023). Wie auch die Bauchspeicheldrüsen-Operationen sollten die komplexen Eingriffe an der Speiseröhre von erfahrenen und spezialisierten ChirurgInnen durchgeführt werden. Den höchsten Spezialisierungsgrad haben ViszeralchirurgInnen mit Zusatzweiterbildung ‘Spezielle Viszeralchirurgie’. Für eine durchgängige fachärztliche Präsenz sind mindestens drei ViszeralchirurgInnen nötig.